Megalomaniac
Belgien 2022, Regie: Karim Ouelhaj, digital, Original mit deutschen Untertiteln, 100 Minuten, Darsteller: Éline Schumacher, Wim Willaert, Benjamin Ramon
Vor vielen Jahren wurden die Mütter von Felix und Martha vom berüchtigten „Schlächter von Mons“ vergewaltigt, geschwängert und nach der Geburt getötet. Inzwischen leben die erwachsenen Geschwister nach wie vor im heruntergekommenen Haus des Serienmörders, gemeinsam mit den Schrecken der Vergangenheit und dem Vermächtnis ihrer Prägung. Während sich Felix, ganz der Vater, auf täglichen Streifzügen seine halbtote Beute nach Hause holt, arbeitet Martha als Putzangestellte in einer Fabrik. Doch als sie zum Ziel des Spottes der Arbeitskollegen wird und die Erniedrigungen eskalieren, regen sich auch in ihr mörderische Instinkte.
Regisseur Karim Ouelhaj nimmt sich seiner fiktiven Geschichte um die Nachkommen des nie gefassten belgischen Serienmörders mittels eines präzisen Psychogramms an, dass es uns eiskalt den Rücken herunterläuft. Mit wuchtigem Score und drastischen Bildern hat Ouelhaj einen Film geschaffen, der wie MARTYRS (2008) nachhallen wird.
"Bedenkt man die Vorlage, die sich Ouelhaj für seine Geschichte ausgesucht hat, wäre es wohl ein Leichtes gewesen, einen True-Crime-Thriller zu machen, der sich an Vorbilder wie "Das Schweigen der Lämmer" anlehnt. Daran jedoch verschwendet der Regisseur und Drehbuchautor keinen Gedanken und interessiert sich vielmehr für das Innenleben jener durch die Morde traumatisierten Menschen und inwiefern jenes dunkles Erbe des Mörders in ihnen fortbesteht. Dafür finden Ouelhaj und Kameramann François Schmitt immer wieder düstere und faszinierende Bilder, die sich, wie der Filmemacher in Interviews bestätigt, an klassischer Kunst wie den Gemälden Henry Fuselis oder Eugène Delacroix’ orientieren. In Bezug auf eine Figur wie Martha wird der Zuschauer Zeuge, wie sie immer stärker von dem dunklen Sog mitgerissen wird, der die Welt ihres Bruders ausmacht, der wie ein Getriebener seinem blutigen Handwerk nachgeht." (Rouven Linnarz, www.film-rezensionen.de)