In Memoria di Rainer Brandt
Ein Mann sieht rot
OT: Death Wish, USA 1974, 93 Min., dF, 35mm, R.: Michael Winner, D.: Charles Bronson, Hope Lange, Vincent Gardenia
„Der New Yorker Architekt Paul Kersey ist eigentlich ein friedliebender Liberaler. Das ändert sich jedoch, als seine Frau ermordet und seine Tochter vergewaltigt wird. Von Polizei und Öffentlichkeit fühlt er sich im Stich gelassen. Aus Machtlosigkeit gegen Raubüberfälle und Gewaltübergriffe wachsen Wut und Rachegefühle. Er fängt an, bewaffnet durch die nächtlichen Straßen zu ziehen und gezielt Kriminelle zu provozieren ...
Die Verfilmung des kontroversen Romans von Brian Garfield traf 1974 den Puls der Zeit. Amerikas Bevölkerung wurde vor allem in den Großstädten von explodierender Kriminalität aufgeschreckt und die befürwortenden Stimmen einer rigiden staatlichen Exekutive mehrten sich. In eben diese Kerbe schlägt Winners Film.“ (Handlemedown)
Der Streifen war ein riesiger Kassenerfolg. In der Bundesrepublik erhielt er die "Goldene Leinwand" für mehr als drei Millionen Zuschauer in18 Monaten. Selbst dem "Spiegel", der gewalttätige Actionfilme in der Regel für kaum erwähnenswert hielt, war "Ein Mann sieht rot" eine sechsseitige Titelgeschichte wert. Darin heißt es: "Das CBS-Fernsehen New York nannte "Ein Mann sieht rot" ein "Meisterwerk der Katharsis". Und das renommierte Magazin "New York" urteilte: "Ein erstklassiger Thriller, der an die niedrigsten Instinkte appelliert, die auch uns sogenannten Liberalen eigen sind." Schließlich das Intellektuellen-Blatt "Village Voice": "Ein verdammt guter Film, der die Phantasien Tausender hilfloser New Yorker befriedigen wird."“ Tatsächlich unterscheidet sich der Streifen durch seine Komplexität und hintergründige Selbstironie durchaus von den üblichen eher plumpen Selbstjustiz-Reißern. Rainer Brandts hervorragende Synchronisation wird dem Film bestens gerecht.
In Memoria di Rainer Brandt
Der bedauerlicherweise am 1. August verstorbene Rainer Brandt war auch Schauspieler, unter anderem in dem deutschen „Bad taste“-Klassiker „Ein Toter hing im Netz“. Zur Legende wurde er aber vor allem als Synchronsprecher und -regisseur. Mit seinen schnoddrigen Synchros prägte er „Sprache und Sprüche einer ganzen Generation“, so die FAZ. Nicht selten wurde im Original eher Mittelmäßiges wie die Serie „Die Zwei“ durch seine fetzigen Eindeutschungen zum Kult. Doch auch jene Synchronisationen, bei denen er sich recht eng an das Original hielt, wie bei „Death Wish“/“Ein Mann sieht rot“, sind von höchster Qualität.
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