Cyborg
USA 1989, 95 Min., deutsche Fassung, digital, Regie: Albert Pyun, Darsteller: Jean-Claude Van Damme, Deborah Richter, Vincent Klyn
In nicht allzu ferner Zukunft: Eine verheerende Seuche hat die Menschheit fast ausgerottet. Die wenigen Überlebenden hausen auf Steinzeit-Niveau in ständiger Angst vor Ansteckung. Doch nun wurde endlich ein Gegenmittel entdeckt. Der weibliche Cyborg Pearl Prophet hat die Informationen auf einem Mikrochip gespeichert und muss sie quer durch die USA nach Atlanta bringen. Unterstützung erhält sie dabei von dem kampfstarken Gibson (Jean-Claude van Damme). Eine Bande höchst skrupelloser Piraten hat es ebenfalls auf das Gegenmittel abgesehen. Das ungleiche Duo muss nun einen schier aussichtslos wirkenden Kampf gegen eine extreme Übermacht führen …
Albert Pyuns radikalster und eigenwilligster Film hat sich bis heute einen großen Kultstatus bewahrt. Unfassbare Kostüme, ein hervorragender Soundtrack, geradezu experimentelle Ansätze und eine höchst konsequent entwickelte apokalyptische Atmosphäre, gepaart mit einer sehr bedrohlich anmutenden Gewaltästhetik, lassen den Streifen auch heute noch tief unter die Haut gehen. Dabei stand das Projekt unter keinem guten Stern: Es wurde lediglich als preiswerter Schnellschuss entwickelt, um noch Kulissen nutzten zu können, die eigentlich für eine „Spiderman“-Verfilmung und für die Fortsetzung von „Masters of the Universe“ gedacht waren. Für beides konnten die bereits kurz vor der Pleite stehenden Cannon-Studios schließlich die Rechte nicht mehr bezahlen.
Das Ergebnis dieser Notlösung war ein großer Überraschungserfolg, auch wenn die Kritiker mit ihrer vorurteilsbeladenen Sicht die Qualitäten des Films erwartungsgemäß nicht erkannten. Zu sehen ist die ungeschnittene Fassung, zur Erstaufführungszeit musste der Film in Deutschland einiges an Federn lassen.
2013 legte Pyun übrigens noch einen Director’s Cut vor, der bei Fans aber eher schlecht ankam und den wir auch wegen seiner drastischen Schwankungen in der Bildqualität für mindestens nicht im Kino zumutbar halten.
In memoria di Albert Pyun
Am 26. November vergangenen Jahres verstarb Albert Pyun, der sich mit eigenwilligen B-Filmen eine beachtliche Fangemeinde erobern konnte.
Der 1953 geborene Hawaiianer landete gleich mit seinem Regie-Debüt „The Sword and the Sorcerer“ („Talon im Kampf gegen das Imperium“) einen großen Erfolg. „Pyun developed an immersive form of dreamy lighting, post-apocalyptic dilapidation and surreal, balletic action that found an enthusiastic following among genre film audiences. Over a filmmaking career spanning four decades, Pyun teamed with a veritable who’s who of action icons, including Jean-Claude Van Damme, Christopher Lambert and Burt Reynolds, as well as other collaborators such as Snoop Dogg, Charlie Sheen, Ice-T, Lance Henriksen, Ronny Cox, Kris Kristofferson, James Coburn, Rutger Hauer and Dennis Hopper.“ (Variety)
In den letzten Jahren hatte der Filmemacher allerdings mit immer schmaleren Budgets und mit massiven gesundheitlichen Problemen (Multiple Sklerose und Demenz) zu kämpfen. Was schließlich auch zu seinem viel zu frühen Tod im Alter von 69 Jahren führte.
Wir zeigen im März und April eine Auswahl interessanter Werke dieses eigenwilligen B-Film-Regisseurs, der bis zuletzt sein ganzes Leben dem Filmemachen völlig unterordnete.