Nackt und zerfleischt
Originaltitel: Cannibal Holocaust, Italien 1980, 96 Min.; deutsche Fassung, 35mm, Regie: Ruggero Deodato, Darsteller: Robert Kerman, Carl Gabriel Yorke, Luca Barbaresch
Wohl kaum ein Film wurde in den Achtzigern so erhitzt diskutiert wie Ruggero Deodatos „Cannibal Holocaust“. Ein Skandal war er damals, in unzähligen Ländern verboten oder beschlagnahmt, von den Kritikern als sensationslüstern und menschenverachtend verurteilt – und dennoch ein Riesenerfolg im Kino und auf Video. Filme über Kannibalismus gab es – besonders in Italien – davor wie danach, doch sorgte dieser scheinbar für mehr Irritationen als alle anderen zusammen. Deodato selbst (für den nach der Veröffentlichung des Films ein dreijähriges Arbeitsverbot verhängt wurde) bekannte, dass die Inspiration für den Film von inszenierten Gewaltdarstellungen aus dem italienischen Fernsehen der 1970er-Jahre ausging, in denen terroristische Gruppen der „Roten Brigaden“ scheinbar bei authentischen Folterakten gefilmt worden waren. Die wahre Gefahr muss für die Zensur also vermutlich von den politischen und gesellschaftlichen Implikationen von „Cannibal Holocaust“ ausgegangen sein, denn der Film ist „provokatives, rebellisches Kino in seiner reinsten, direktesten und ungemütlichsten Form.“ (Alex Bielesch).
Zu sehen als zeitgenössische deutsche 35mm-Kopie, die einige Zensurschnitte aufweist, aber auch ein Zeitdokument für die damalige Rezeption des Films in Deutschland darstellt.
In memoria di Ruggero Deodato
Am 29. Dezember letzten Jahres verstarb bedauerlicherweise Italo-Ikone Ruggero Deodato. Anno 2016 war er persönlich im KommKino zu Gast und wirkte noch höchst agil, eloquent und charmant.
Am bekanntesten ist Deodato natürlich für seine sehr erfolgreichen Kannibalen-Schocker „Mondo Cannibale 2. Teil – Der Vogelmensch“ und „Cannibal Holocaust“ („Nackt und zerfleischt“). Insbesondere „Cannibal Holocaust“ blieb bis heute einer der größten Skandale der Filmgeschichte und hat noch immer einen großen Einfluss auch auf sehr erfolgreiche Filme. Aber Deodato war auch noch in vielen anderen Genres aktiv und schuf dort nicht selten zumindest sehr unterhaltsame und formal interessante Werke. Anlässlich seines bedauerlichen Todes zeigen wir eine Auswahl sehenswerter Arbeiten.