Nemesis
USA/Dänemark 1992, 95 Min., digital, Regie: Albert Pyun, Darsteller: Olivier Gruner, Tim Thomerson, Cary-Hiroyuki Tagawa
Der Film entführt uns in die USA des damals noch weit entfernt liegenden Jahres 2027. Die Organtransplantation bietet längst ungeahnte Möglichkeiten: Körperteile werden durch viel leistungsstärkere künstliche ersetzt. Die dadurch entstehenden Möglichkeiten machen sich sowohl Schurken als auch Cops zunutze. Der Undercover-Polizist Alex Rain macht Jagd auf die Terroristenbande „Rote Armee Hammerhead“, die alle politischen Führer durch Cyborgs ersetzen will. Doch Alex muss erkennen, dass seine Auftraggeber alles andere als hehre Ziele haben …
„Filme von Albert Pyun sind wie eine Wundertüte: Man weiß nie, was man bekommt. Von haarsträubendem, unanguckbarem Schrott wie ADRENALIN: FEAR THE RUSH bis hin zu dem feinen Fantasyfilm THE SWORD AND THE SORCERER, seinem Debüt, ist alles drin. Seine beiden Meisterleistungen sind thematisch eng verwandt: CYBORG mit Jean-Claude Van Damme, der meiner Meinung nach einen Eindruck davon vermittelt, wie ein Actionfilm von Jean-Luc Godard ausgesehen haben könnte (man braucht sicherlich auch ein bisschen Humor, um dieser Meinung beizupflichten), und eben dieser hier, NEMESIS, der für mich der bessere BLADE RUNNER ist (…) Ein Actionfilm voller Dynamik, bildgewaltig, aufregend und radikal in seiner formalen Gestaltung, rätselhaft und betörend, abstoßend und anziehend zugleich. In der Verdichtung auf die Gegensatzpaare Mensch/Maschine und Cop/Terrorist, die von Pyun ins Fließen gebracht werden, bis sie sich vollkommen auflösen, erreicht er die visionäre Kraft, die sich bei Scott ganz allein im Diskursiven verorten lässt. Ein Meisterwerk des B-Films, das für die Videoauswertung, die es in Deutschland ausschließlich erfahren hat, viel zu schade ist.“ (Oliver Nöding, Remember It For Later)
Einer der besten und populärsten B-Actionhits der 90er, der auch noch vier Fortsetzungen fand (die allerdings zunehmend schlechter gerieten). Pyun konnte hier mit einem ordentlichen Budget zeigen, was in ihm steckt. Ein mitreißender, düsterer und durchaus eigenwillig inszenierter Kracher mit beachtlich guter Tricktechnik … und mit einigen Härten, die natürlich damals in Deutschland von den FSK-Zensoren weggeschnippelt wurden. Wir zeigen wahrscheinlich erstmals in einem deutschen Kino die ungeschnittene Fassung.
In memoria di Albert Pyun
Am 26. November vergangenen Jahres verstarb Albert Pyun, der sich mit eigenwilligen B-Filmen eine beachtliche Fangemeinde erobern konnte.
Der 1953 geborene Hawaiianer landete gleich mit seinem Regie-Debüt „The Sword and the Sorcerer“ („Talon im Kampf gegen das Imperium“) einen großen Erfolg. „Pyun developed an immersive form of dreamy lighting, post-apocalyptic dilapidation and surreal, balletic action that found an enthusiastic following among genre film audiences. Over a filmmaking career spanning four decades, Pyun teamed with a veritable who’s who of action icons, including Jean-Claude Van Damme, Christopher Lambert and Burt Reynolds, as well as other collaborators such as Snoop Dogg, Charlie Sheen, Ice-T, Lance Henriksen, Ronny Cox, Kris Kristofferson, James Coburn, Rutger Hauer and Dennis Hopper.“ (Variety)
In den letzten Jahren hatte der Filmemacher allerdings mit immer schmaleren Budgets und mit massiven gesundheitlichen Problemen (Multiple Sklerose und Demenz) zu kämpfen. Was schließlich auch zu seinem viel zu frühen Tod im Alter von 69 Jahren führte.
Wir zeigen eine Auswahl der interessantesten Werke dieses eigenwilligen B-Film-Regisseurs, der bis zuletzt sein ganzes Leben dem Filmemachen völlig unterordnete.