An seinen Stiefeln klebte Blut

An-seinen-Stiefeln-klebte-Blut
Freitag, 19. Mai 2023 21:15
                                           Einzelticket: 6,-                                                                  Dauerticket: 40,-                           

Burt Reynolds ist Navajo Joe. Er ist ein Einzelgänger,
hat keine Heimat mehr, keine Familie.
Er kennt nur noch eins: Rache. Gnadenlos
verfolgt er die Mörder seines Stammes, schlägt blitzschnell
aus der Deckung zu, um dann wieder in sicherer
Entfernung in Lauerstellung zu gehen. Er kennt
keine Hast, holt sich einen nach dem anderen. Aldo
Sambrell ist Duncan. Er und seine Bande von Skalpjägern
haben sich lange schon selbst überlebt und
als das entlarvt, was sie in Wirklichkeit sind: brutale,
rassistische Mörder und Sadisten. Einst als notwendiges
Übel von den Siedlern und Kaufleuten toleriert,
um marodierende Indianer zu jagen, demütigen sie
diese Leute damit, ihnen immer wieder zahlreiche
Skalps unschuldiger Opfer zu bringen, um dafür einen
Lohn einzufordern, den niemand mehr bezahlen
will. Duncan hasst die Weißen genauso wie die Indianer.
Und sich selbst. Es sind zwei Gegner, Getriebene,
dazu bestimmt, in letzter Konsequenz das Schicksal
des anderen zu besiegeln. Als Joe der Bande einen
Zug voll Gold abjagt, um ihn sicher nach Esperanza
zu bringen, entschließt sich Duncan, die wehrlose
Stadt zu überfallen. In ihrer Not müssen sie sich an
die Rothaut wenden, denn er ist der Einzige, der ihnen
beistehen kann. Doch wie die Banditen hat er eine
Forderung an die Hilfesuchenden, wie diese für die
Skalps verlangt er als Kopfgeld: Ein Dollar.

Sergio Corbuccis Western waren nie dafür bekannt,
besonders feinfühlig zu sein. Hier macht der kurz
nach dem Erfolg seines Klassikers „Django“ entstandene
AN SEINEN STIEFELN KLEBTE BLUT keine Ausnahme.
Im Gegensatz zu seinem späteren Meisterwerk
„Leichen pflastern seinen Weg“ mit Jean-Louis
Tritignant und Klaus Kinski als guter und böser
Berufskiller, töten Navajo Joe und der Bandit Duncan
nur um der Rache und des Hasses Willen. Doch während
der Hass Duncans sich als reiner Selbstzweck
darstellt, stellt Joes Rache nicht nur die eigene Erlösung
und auch die des Feindes in Aussicht, sondern
auch die Tilgung des Rassismus, der immer noch
unter den Einwohnern von Esperanza gepflegt wird.

Wie für die harte Welle des italienischen Westerns
üblich, wird weder für ein Wohl, ob das eigene oder
das der Allgemeinheit, gekämpft, noch irgendwelche
übergeordneten, ideellen Ziele. Wie hier entstehen
diese quasi als Nebenprodukte, wenn sich Antiheld
und Bösewicht als zwei Seiten einer Medaille auslöschen
und von der Bildfläche verschwinden. Eigentlich
sind Gewinnsucht, Rache und Hass die Beweggründe
der Protagonisten, von denen man weiß,
dass sie am Ende nicht als Helden gen Sonnenuntergang
reiten werden.


Burt Reynolds spielt in seiner ersten Hauptrolle einen
Indianer, der nicht hundertprozentig indianisch, der
Spanier Aldo Sambrell einen Weißen, der nicht durch
und durch weiß scheint. Beide schreiten ihrem unausweichlichen,
unmittelbar verbundenen Schicksal
entgegen, im Rücken die Musik von Ennio Morricone.
Manchmal braucht ein Western nicht sehr viel, um so
schön zu sein. (Thomas Hortian)

 
 

Alle Daten

  • Freitag, 19. Mai 2023 21:15