74. TUESDAY TRASH NIGHT
Lady Frankenstein
Italien 1971, 94 Min., deutsche Fassung, digital, Regie: Mel Welles, Darsteller: Joseph Cotten, Rosalba Neri, Paul Müller
Als Tania von ihrer Ausbildung zur Chirurgin auf das Schloss ihrer Familie zurückkehrt, steht ihr das Grauen ins Gesicht geschrieben. Die dreckige Wäsche türmt sich, der Abwasch ist nicht erledigt und ihr Vater, der Baron von Frankenstein, hat einen aus Leichenteilen zusammengesetzten Körper zum Leben erweckt. Als das Monster, von der Gesellschaft ausgestoßen, mordend durch die Landschaft zieht, weiß Tania, dass sie die Einzige ist, die den unaussprechlichen Horror beenden kann.
Zeitweise indiziert und als jugendgefährdend eingestuft, war der zu bestaunende italienische Exploitationfilm seinem Genre weit voraus. Kein Wunder, dass er inzwischen sogar durch eine Ausstrahlung auf dem Kultursender ARTE, ergänzt mit einer ausführlichen Doku namens „Die Wahrheit über „Lady Frankenstein“, geadelt wurde.
Neben des klassischen Motivs eines ausgestoßenen Einzelgängers behandelt der feministische Streifen die Emanzipation der Frau in sogenannten Männerberufen. Tania kann sich als selbstbewusste junge Frau durchsetzen und rächt damit den Tod ihres Vaters. Die unbelehrbare konservative Gesellschaft, hier dargestellt durch einen wütenden Mob mit Fackeln und Mistgabeln, kennt bis zum Schluss allerdings nur eine Möglichkeit, mit den Herausforderungen unserer Zeit umzugehen.
„Formal belangloses, zuweilen lächerlich wirkendes Horrorprodukt." – Lexikon des internationalen Films