Mania

mania
Freitag, 18. Juli 2025 16:15
                                           Eintritt: 6 Euro                           

Italien 1974, 84 Minuten, OmU, digital, Regie: Renato Polselli, Darsteller: Brad Euston, Ivana Giordan, Isarco Ravaioli, Mirella Rossi, Eva Spadaro

Mania

Wenn man Brecht heißt – und das sogar mit Vornamen –, kann man doch eigentlich nur ein Genie
sein, oder? Der Brecht in „Mania“ jedenfalls ist ein genialer Wissenschaftler, dem es zwar nicht
gelungen ist, Krebs zu heilen, aber immerhin eine Biene im Flug zu stoppen. Man kann neidlos
anerkennen: irgendwie schon eine stolze Leistung. Die Krux an genialen Wissenschaftlern ist nur
leider, dass sie oftmals nur für ihre Arbeit leben und weniger für den Sex, was besonders
bedauerlich ist, wenn man eine Ehefrau hat, die eben genau das will (also Sex). Zum Glück gibt es
da noch einen weiteren Mann, der gleich einen ein Stück weit männlicheren Namen trägt: Germano
nämlich, Brechts Zwillingsbruder, der den für die einsame Lisa gewichtigen Vorteil besitzt, weitaus
mehr für körperliche Gelüste übrig zu haben. Dass das nicht lange gut gehen kann, ist ja wohl
klar…
Liest sich wie der Auftakt zu einem schlichten Eifersuchtsdrama, oder? Ist es aber nicht, denn es ist
ein Renato Polselli – und wer vielleicht schon vor zwei Jahren bei den B-Film Basterds war und
„Lusthaus teuflischer Begierden“ und „Das Grauen kommt nachts“ gesehen hat, weiß, dass bei dem
italienischen Regisseur garantiert alles geht, aber garantiert kein schlichtes Eifersuchtsdrama, denn
normal, das ist etwas, das er schlichtweg nicht kann. Der Titel sagt es: „Mania“ – „Wahnsinn“.
Chargierende und die meiste Zeit schreiende Charaktere, die sich ständig fürchten und deshalb gar
nicht anders können, als die Augen immer so weit wie möglich aufzureißen, laufen fast den ganzen
Film durch ein Haus, in dem nichts ist, wie es scheint, und benehmen sich dabei nicht nur nicht, wie
du und ich es tun würden, sondern werden mit Merkwürdigkeiten noch und nöcher konfrontiert.


Polselli führt uns durch einen Zirkus der Absonderlichkeiten, bei dem nur eines gewiss ist: Jeder
hier hat einen Knall, egal ob die völlig ausgeklinkte Lisa, ihre nach außen kühle Assistentin, die
aber spitz wie Lumpi wird, sobald man ihr mit Baumzweigen durchs Gesicht streichelt, der mit den
Augen rollende, rollstuhlfahrende und mit Brandmalen verunzierte Hausherr (Schnauzbartträger –
somit per se nicht zu trauen!) und die nur in Slip und Hemd rumlaufende stumme Haushälterin, die
offenbar selbst nicht so recht weiß, was sie tut.
Der Wahnsinn hat Methode – und heißt Polselli.

 
 

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