Masks
Deutschland 2011, 112 Min., deutsche Fassung, digital, Regie: Andreas Marshall, Darsteller: Susen Ermich, Julita Witt, Nadja Herzog
Stella, die lange vergeblich versucht hat, sich an einer Schauspielschule zu bewerben, wird überraschend an der Privatschule “Matteusz Gdula” angenommen. Stella ist ehrgeizig, aber nicht sehr talentiert, was sie schnell zur Zielscheibe des Gespötts der anderen Schüler macht. Nur in der schüchternen Cecile, die in der Schule zu leben scheint, findet sie eine neue Freundin. Von ihr erfährt sie von Gdula, dem geheimnisvollen Schulgründer, der eine fragwürdige Schauspielmethode entwickelt hat. In den 70er-Jahren kamen in seiner Theatergruppe mehrere Schüler ums Leben. Gdula brachte sich um, seine Methode wurde verboten. Als eine Mitschülerin spurlos verschwindet, vermehrt merkwürdige Geräusche aus dem geschlossenen, baufälligen Flügel der Schule dringen und die Lehrerschaft ihren Fragen zu Gdula und seiner Methode ausweicht, ahnt Stella, dass jemand Gdulas Lehre noch praktiziert. Und will auf jeden Fall daran teilnehmen. Selbst, wenn es sie das Leben kosten sollte ...
Der deutsche Regisseur Andreas Marschall hat bereits mit seinem Debüt "Tears of Kali" viel Aufsehen erregt. Der Streifen erhielt mehrere Preise und wurde - selten genug für einen deutschen Film, erst recht für einen Horrorfilm - sogar im Ausland, unter anderem in Frankreich und Italien, veröffentlicht. Sein zweiter Streifen "Masks" beginnt bereits dort, wo alles möglich ist, auf der Bühne eines Theaters, und schon nach kurzer Zeit sind wir in der Schule von Gdula angekommen. Spätestens ab hier wird offensichtlich, dass Dario Argentos Klassiker "Suspiria" wohl mehr als Pate gestanden hat. Denn schon in der ersten Minute wird klar, dass an diesem Ort irgendetwas nicht in Ordnung ist. Verschlossene Türen, fliehende Schülerinnen und merkwürdige Lehrer - hier lauern entsetzliche Geheimnisse … „Masks“ gelingt es von Anfang an, eine düstere Spannung zu unterlegen, die schrittweise verstärkt wird.
Die Handlung selbst stützt sich auf die zuerst unscheinbar wirkende Susen Ermich, die sich als normales Mädchen in die Schule einschreibt. Dabei nimmt sich Andreas Marschall genügend Zeit, um sie als glaubwürdige Figur und sympathisches Mädchen zu etablieren, bis der langsame Abstieg in den Wahnsinn beginnt. Knochenharter Konkurrenzkampf, brutales Training und undurchsichtige Geschehnisse prägen den Alltag der Schauspielerin, der sie natürlich immer mehr zermürbt und isoliert. Spätestens dann, wenn Stella mit der geheimnisumwitterten Methode beginnt, entwickelt sich „Masks“ zu einem psychedelischen Trip in die Hölle, bei der die Spannung immer mehr nach oben geschraubt wird. Der Film wird nun wirklich zermürbend. Es geht jedoch nicht darum, lediglich ungewöhnliche Bilder zu zeigen: Jede Szene ist Teil eines großen Puzzles, das am Ende auch aufgeht und sich bis zum Anfang zurückverfolgen lässt. Das zeugt nicht nur von einem völlig durchdachten Script, sondern auch von einer großartigen Umsetzung.
Fazit: „Masks“ bietet einen sehr intensiven, surrealen und enorm spannenden Trip in eine Welt, in der alles möglich ist und in der junge Mädchen in kaputte Wracks verwandelt werden. Mit der großartig spielenden Susen Ermich taucht man Schritt für Schritt in die düstere Welt von Matteusz Gdula ein und wird davon nicht mehr losgelassen. (nach outnow.ch)
"Eine rundum gelungene Verbeugung vor den Meistern vergangener Tage." (Thomas Schweer, Splatting Image)
Auszeichnungen:
"Fright Nights", Wien: Bester Film/beste Hauptdarstellerin (Susen Ermich)
"Morbido Merida", Mexiko: Publikumspreis
"International Fantastic Film Festival", Paris: Publikumspreis/Jury-Preis "Bester Film"
"International Film Festival", Leeds: Lobende Erwähnung
"Nightmare Film Festival", Ravenna: Lobende Erwähnung
Filmemacher Andreas Marschall zu Gast im KommKino!
Seit vielen Jahren werden in Deutschland nicht wenige Horrorfilme auf Independent-Basis gedreht. Vieles davon bewegt sich freilich auf einem recht unterirdischen Niveau. Neben Jörg Buttgereit stellt Andreas Marschall eine der wenigen Ausnahmen dar. Zu den weiteren Gemeinsamkeiten gehört, dass ihre künstlerischen Aktivitäten weit über die Inszenierung von Filmen hinausgehen.
Der 1961 geborene und in Berlin als Dozent arbeitende Marschall zeichnete bereits 1980 für das renommierte Erwachsenencomic-Magazin „Métal hurlant“. Später zeichnete er Plattencover insbesondere für Metalbands, aber auch markante Filmplakate, etwa für die „Nekromantik“-Filme. Dem musikalischen Bereich blieb er durch die Regie diverser Videoclips für verschiedene Metal-, Rock- und Pop-Größen verbunden.
2004 gelang ihm mit seinem Langfilm-Debüt „Tears of Kali“ ein internationaler Hit auf Festivals und auf dem DVD-Markt. Mit seinem zweiten Film „Masks“ (2011) verfeinerte er seinen Stil noch mal erheblich. Nach kleineren Arbeiten, etwa einer Episode für den Anthologie-Film „German Angst“, legt er nun mit „Black.White.Red.“ seinen lange erwarteten neuesten Langfilm vor. Andreas Marschall wird für vier Vorstellungen, darunter auch ein „Carte blanche“-Film, vom 7.-8.2. persönlich im KommKino zu Gast sein.