Die letzte Stunde

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Samstag, 19. Juli 2025 14:00
                                           Eintritt: 6 Euro                           

Spanien 1983, 91 Minuten, OV, digital, Regie: Eligio Herrero, Darsteller: Geir Indvard, Carole Kirkham, José Yepes

Die letzte Stunde

„Die letzte Stunde“ – wow, das klingt dramatisch, endgültig, vielleicht sogar ein wenig tragisch. Doch zugleich stellt sich die Frage: Wessen letzte Stunde hat denn hier überhaupt geschlagen? Die letzte Stunde vor dem abendlichen Klogang? Die letzte Stunde des guten Geschmacks? Oder gar die letzte Stunde vor dem Erkenntnismoment, dass man die 87 Minuten, die für diesen Film drauf gegangen sind, nie wiederbekommt? Die Antwort können wir zunächst auch nicht im spanischen Originaltitel finden: „Animales Racionales“ heißt so etwas wie „Rationale Tiere“ – und der englischsprachige Titel macht auch nicht schlauer: „Human Animals“ – menschliche Tiere?
Wir klären auf: Mit „Die letzte Stunde“ ist die Stunde – oder vielmehr: die Stunden – nach dem Atomschlag gemeint, die letzte Stunde der Menschheit sozusagen, das „Quiet Earth“ des spanischen Kinos, bevor „Quiet Earth“ überhaupt gedreht wurde. Hier erwachen zwei Männer und eine Frau ihrer Sprache und ihrer Erinnerungen beraubt in einer menschenleeren Wüstenlandschaft – Adam I, Adam II und Eva quasi, nur nicht im Paradies, sondern in Spanien irgendwo auf einer Insel voller Killerkrabben. Bald schon mutieren Adam I und Adam II zu Kain und Abel, weil Gott, der alte Sadist, ihnen fieserweise nach der Apokalypse nun mal nur eine und nicht zwei Frauen zur Seite gestellt hat. Folglich kann das nicht lange gutgehen, denn die Menschen mögen vor der explodierten Atombombe den flotten Dreier bereits erfunden haben – unser Trio hat das alles vergessen. Alsbald schließt sich ihnen ein ebenfalls planlos herumstromernder Schäferhund an, der nicht gewillt ist, die komplizierte Dreiecksbeziehung zwischen Frau und Männern einfach so laufen zu lassen…
Man kann nur spekulieren, was Zweimal-Regisseur Eligio Herrero mit „Die letzte Stunde“ im Sinn hatte – einen Plan hatte er jedenfalls nicht. Endzeitparabel? Drama? Sexfilm? Survival-Thriller? Horrorfilm? Keine Ahnung. Man frage ihn – falls er noch lebt. Jedenfalls röcheln sich drei Gedächtnislose grunzend und grimassierend durch den postnuklearen Sandkasten und machen komische Dinge – oft nackt, immer stumm, manchmal schwitzend, desorientiert wie die Zuschauer, die nach einem Sinn suchen, der nicht kommt. Und zwischendrin kläfft der Köter.
Eine Armageddon-Robinsonade nur ohne Robinson, oder auch: ein absurdes Kammerspiel unter freiem Himmel mit Endzeitfilter. „Die letzte Stunde“ ist somit die erste Stunde einer neuen Zeitrechnung: nach dem Film.

 

 
 

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