Possession

possession
Mittwoch, 26. März 2025 21:15
                                           Einzelticket: 6 Euro                           

Possession      

Frankreich/Deutschland 198, 125 Min., deutsche Fassung, digital, Regie: Andrzej Zulawski, Darsteller: Isabelle Adjani, Sam Neill, Margit Carstensen, Heinz Bennent                         

In den Filmographien zahlreicher international anerkannter, von der Kritik geliebten Autorenfilmern findet sich oftmals ein schwarzes Schaf, ein skandalumwittertes und umstrittenes Werk. Im Falle des polnisch-ukrainischen Ausnahmeregisseurs Andrzej Zulawski, hierzulande vor allem durch "Nachtblende" bekannt, ist dieser Film der 1981 in Berlin entstandene "Possession", der in Cannes trotz zahlreicher Nominierungen (u. a. Beste Schauspielerin für Isabelle Adjani und Beste Regie) das Publikum spaltete. Abgründiges, ernsthaftes Beziehungsdrama oder spekulativer, erzwungen transgressiver Horrorschocker?

Mark und Anna haben sich nichts mehr zu sagen. Nach einem Auslandsaufenthalt von Mark hat sich das junge Paar voneinander entfremdet. Während Anna die Trennung mit erstaunlicher Kühle hinnimmt kann Mark die emotionale Kälte und Ungewissheit nicht ertragen und lässt seine Frau von einem Privatdetektiv beschatten. Der entdeckt ihr Geheimnis- zwei sehr unterschiedliche Liebhaber- und bezahlt dies mit dem Leben.

Auf der Grundlage dieser einfachen Handlung entfesselt Zulawski ein abstrakt erzähltes, infernalisch-morbides Psychodrama, einen expressiven Diskurs über das von Egoismus, sexueller Obsession und Schmerz geprägte Zerbrechen einer unmöglichen Beziehung, das in einem perversen und gewalttätigen Akt seinen Höhepunkt findet der die tiefe Resignation des Regisseurs, der den Schmerz über das Zerbrechen seiner eigenen Ehe in den Film einfließen ließ, offenbart: Weder das Wunschbild einer perfekten Beziehung, noch die natürliche Fügung sind zu ertragen und durch menschliche Schwächen unmöglich, einzig ein Selbstopfer kann die Illusion und den Schmerz beenden.

Obwohl seinerzeit deutsch co-produziert ist dieses packende und schockierende Meisterwerk der kontroversen Filmkunst zunächst nie in deutschen Landen erschienen und ist hier in der ungekürzten Fassung zu sehen. Sie wurde in den USA nicht freigegeben und landete in England aufgrund der freizügigen Sexszenen, in denen sich Zulawski unter Beihilfe des Effektkünstlers Carlo Rambaldi ("E.T.", "Deep Red") auf filmisch nicht von ungefähr unerforschtes Terrain begibt, und der drastischen Gewaltausbrüche auf der Liste der berüchtigten "Video-Nasties". Doch "Possession" auf seine skandalträchtigen Elemente und seine Verwandtschaft zum Horrorfilm zu reduzieren wäre nicht gerecht, hat Zulawski sich doch nicht nur exzessiv sondern auch mit spürbarem Ernst mit seinem Thema auseinandergesetzt. Und das macht diesen Film- ebenso wie soviele andere Werke des Regisseurs der sich in keine Schublade stecken lässt- zu einem Erlebnis, wie man es im Kino nur selten hat.

Der Film liegt nun auch erstmals deutsch synchronisiert vor, was ihm durchaus zum Vorteil gereicht, da er in Berlin spielt.

"I don’t think that a filmmaker- when forming his work- is perfectly conscious of all the powers he depends on. It gets expressed and printed on the negative. The question you ask, the pictures you are haunted by, should reflect the deepest and very often the most obscure part of your inner self. I don’t think that a filmmaker should tell lies." (Andrzej Zulawski)

 

 
 

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